Toni Keppeler

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Die zwei Seiten der Barrikade

Wenn man einfach nur die Geschichte einer Familie erzählen will und dabei alle Namen unterdrücken muss, dann stimmt etwas nicht in diesem Land. Diese Geschichte handelt von einer Familie in Nicaragua und es werden keine Namen genannt. Nicht die von Personen, die geschützt werden sollen, damit sie nicht zu Opfern werden. Aber auch nicht die Namen von denjenigen,…

Das wilde Leben eines CIA-Agenten

Jetzt sind sie beide tot. Beide sind im Alter von 90 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Und das, obwohl beide über Jahrzehnte versuchten, den jeweils anderen zu töten. Der eine ist weltbekannt. Er hieß Fidel Alejandro Castro Ruz und starb am 25. November 2016 in seinem Haus in Havanna. Er war zumindest einmal ganz nahe dran, den anderen tödlich zu erwischen…

Freiheit ist schwarz

„Sklaven dürfen auf diesem Territorium nicht existieren, die Sklaverei ist auf ewig abgeschafft. Alle Menschen werden frei geboren, leben frei und sterben frei, als Franzosen.“ Dies ist der dritte Artikel einer Verfassung, die jedoch nicht in Frankreich geschrieben wurde. Sie wurde im Mai 1801 in der damaligen französischen Kolonie Saint Domingue (heute Haiti) verabschiedet und trat ohne Absprache mit der Kolonialmacht sofort in Kraft…

Leben vom Geld der Verwandten draußen

San Isidro sieht nicht aus wie eine Stadt der Arbeitslosen. Die meisten Straßen sind mit Natursteinen gepflastert, viele Gebäude frisch verputzt. Etliche folgen nicht mehr der traditionellen Architektur von eingeschossigen Häuschen mit Wänden aus einem Gemisch aus Lehm und Stroh und einem Dach aus Ziegeln. Es gibt ihn noch, den Baustil, der in den ländlichen Regionen El Salvadors üblich ist…

Wie der Frieden verspielt wird

Heiler Mosquera blutet aus. Der Ort, benannt nach einem im Krieg gefallenen Comandante der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc), liegt ganz im Süden des Landes, in der Provinz Putumayo. Ein paar Kilometer weiter beginnt der Regenwald Amazoniens. 530 Kämpferinnen und Kämpfer der ehemaligen Guerilla haben sich dort Mitte Dezember vergangenen Jahres versammelt…

Mit eiserner Disziplin gegen die Wand

Er hätte wissen müssen, dass er gescheitert war. Aber selbst wenn er es ahnte, er hat es geleugnet, sogar vor sich selbst. „Elf Monate sind seit dem Beginn unserer Guerillatätigkeit ohne Schwierigkeiten vergangen“, beginnt sein letzter Tagebucheintrag vom 7. Oktober 1967. „Der Vormittag verlief ohne Gefahr, in einer fast idyllischen Stimmung.“ Seine Truppe lagerte nach einem Nachtmarsch in einer Schlucht…

Die Stadt im Schatten der Mauer

Wasserleichen sind kein schöner Anblick, sagt Miguel Villanueva, und er muss es wissen. Sechs hat er schon gesehen, alles junge Männer. Morgens, angeschwemmt am Strand von Tijuana. Nein, fotografiert habe er keinen, sagt er; er habe Respekt vor Toten. Er habe Abstand gehalten und die Feuerwehr gerufen. Die sei hier zuständig für die Rettung von Ertrinkenden und für den Abtransport der Wasserleichen…

Das war Fidel. Er war Kuba.

Es ist eine fast kitschige Anekdote, deren Wahrheitsgehalt sich nicht mehr überprüfen lässt. Fidel Castro hat sich nie dazu geäußert. Erzählt hat sie Marita Lorenz in ihrem autobiografischen Buch „Lieber Fidel“. Sie soll sich am 27. Februar 1959 zugetragen haben. Maritas Vater, ein deutscher Kapitän, ankerte mit dem Kreuzfahrtschiff „Berlin“ vor Havanna, das wenige Wochen zuvor von Castros Truppen im Triumpfzug eingenommen worden war…

Der Glanz der großen Figuren wird blass

Auf dem Weg von Europa nach Lateinamerika ändern politische Begriffe bisweilen ihre Konnotation: Wenn man in Europa von Populismus spricht, denkt man in der Regel an rechtslastige Parteien wie die „Alternative für Deutschland“ (AfD), die „Freiheitliche Partei Österreichs“ (FPÖ), den „Front National“ in Frankreich oder die „UK Independence Party“ (Ukip) in Britannien…

Wider die überflüssigen Dinge

Am Morgen, wenn die Millionenstadt erwacht und die U-Bahnen sich überfüllen, kommen nicht nur die Angestellten in Anzug und Krawatte oder dezentem Kostüm aus den Mittelklasse-Vierteln ins Zentrum von Santiago de Chile. Auch schlecht gekleidete Leute drängen sich in den Zügen. Sie kommen von weit draußen, vom Stadtrand, wo die Mietskasernen an heruntergekommene Plattenbauten aus Sowjetzeiten erinnern…